Schreibend Abschied nehmen

Barbara Honigmann und David Wagner, Philip Roth, Vivian Gornick und Annie Ernaux – all diesen Autor*innen war der Abschied von einem Elternteil Anlass, ein Buch über den Vater oder die Mutter zu schreiben. Abschied und Tod sind dabei nicht gleichzusetzen, denn oft beginnt das Abschiednehmen noch zu Lebzeiten, mit einer schweren Krankheit, oder wenn eine Demenz einen Menschen verändert und gemeinsame Erinnerungen schwinden lässt. Annie Ernaux’ Buch über ihren Vater, Der Platz, habe ich hier bereits besprochen, nun erscheint bei Suhrkamp Eine Frau, ihr ebenso schmales Buch über ihre Mutter, das mit deren Sterben beginnt. „Schreibend Abschied nehmen“ weiterlesen

Von Wunden und Wundern

Das Leben von Rose Bowan ist alles andere als spektakulär. Sie ist 34, unfruchtbar und leitet zusammen mit ihrer Mutter ein altes Programmkino. Wenn sie sich dienstags und freitags mit ihrem etwas zwanghaft veranlagten Freund trifft, täuscht sie ihre Orgasmen vor, überhaupt kann sie sich seit langem nur aus Mitleid überwinden, sich einem Mann hinzugeben. Eines Tages verliert sie während eines Gewitters das Bewusstsein und findet sich im Körper einer anderen Frau wieder. Sie ist gewissermaßen zu Gast in diesem Körper, über den sie keine Kontrolle hat, spürt aber genau, was diese fremde Frau spürt – und es ist vollkommen anders, als alles, was sie kennt. Jede Wahrnehmung ist sinnlicher, jede Berührung intensiver. „Von Wunden und Wundern“ weiterlesen