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… den Blog und mich

Auf diesem Blog geht es um Literatur, um Literatur von Frauen – Neuerscheinungen, Klassiker und Bücher, die eine (Wieder-)Entdeckung wert sind. Nicht zu verwechseln mit „Frauenliteratur“, ein Begriff, dem die Abwertung immer schon eingeschrieben ist, schon weil sein Gegenstück eben nicht „Männerliteratur“ ist, sondern einfach „Literatur“. Die Folge: Autorinnen wurden und werden weniger rezensiert als ihre männlichen Kollegen, sie werden in der Schule nicht gelesen, in Literaturgeschichten und Kanon-Aufstellungen kaum berücksichtigt und sie werden schneller ausgemustert, nicht mehr aufgelegt, von prächtigen Gesamtausgaben ganz zu schweigen. Sie geraten in Vergessenheit. Über die Hintergründe und die Gründe dafür, warum sich an diesen Umständen bis heute so wenig geändert hat, habe ich inzwischen ein Buch geschrieben, das 2021 bei KiWi erschien und im Februar 2024 auch als Taschenbuch herauskommt: FRAUEN LITERATUR, Abgewertet, Vergessen, Wiederentdeckt.

Die gute Nachricht ist: Dadurch gibt sehr, sehr viele Autorinnen und ihr Werk wiederzuentdecken. Im Herbst 2023 startet deshalb bei Rowohlt die Taschenbuchreihe rororo Entdeckungen, die ich zusammen mit Magda Birkmann herausgebe. Pro Halbjahr präsentieren wir drei Prosatexte bemerkenswerter, aber bereits vergessener Autorinnen aus dem zwanzigsten Jahrhundert, jeweils mit einem Nachwort von Magda Birkmann oder mir. Romane oder Erzählungen, die entweder noch nie ins Deutsche übersetzt oder auf deutsch verfasst wurden und seit Jahrzehnten nicht lieferbar waren. Bücher, mit denen wir auch einen Vergleich ermöglichen, wiederkehrende Themen und Motive in ganz unterschiedlichen Variationen zeigen und so auf oft übersehene Traditionslinien weiblichen Schreibens aufmerksam machen möchten.

Im meinem neuen Buch wird es um die Autorinnen der Gruppe 47 gehen. Denn bei den legendären Treffen der Nachkriegszeit war Ingeborg Bachmann nicht die einzige Frau – sie war nur die einzige, die anschließend miterzählt wurde. Ilse Schneider-Lengyel, Ruth Rehmann, Gisela Elsner, Barbara König, Gabriele Wohmann, Helga M. Novak und andere gerieten hingegen langsam, aber stetig in Vergessenheit. Kamen sie in einer Geschichte der Gruppe 47 doch mal vor, dann nicht als ernstzunehmende Autorinnen ihrer Texte, sondern als begehrenswerte Körper oder tragische Wesen. In „Einige Herren sagten etwas dazu“, Die Autorinnen der Gruppe 47, das im Februar 2024 bei KiWi erscheint, setze ich diesen Erzählungen die eigenen Erfahrungen der Frauen bei den Tagungen entgegen, erzähle von ihrem Leben in der Nachkriegszeit und von ihren Texten.

Noch ein paar Worte zu mir: Ich lebe mit meiner Familie in Hamburg, wo ich seit fünfzehn Jahren Bücher lese, bespreche, herausgebe, übersetze und schreibe. Vor meiner selbständigen Tätigkeit habe ich im S. Fischer Verlag eine Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin gemacht und an der FU Berlin Amerikanistik und Vergleichende Literaturwissenschaften studiert, danach habe ich über die Tagebücher von Virginia Woolf, Sylvia Plath und Katherine Mansfield promoviert und in den Lektoraten verschiedener Buchverlage gearbeitet.

Nicole Seifert