Von der Unmöglichkeit des Ausbrechens

Susan Hill ist in England seit Jahrzehnten als Autorin von Krimis, Geistergeschichten und Kinderbüchern erfolgreich. Stummes Echo  ist eine literarische Novelle, die in keine dieser Schubladen passt, der es aber zugute kommt, dass die Autorin ihre Genre-Register zu ziehen weiß. Wieder einmal heben der erst 2018 gegründete Kampa Verlag und sein Imprint Gatsby einen Schatz, der im Original bereits vor einigen Jahren erschienen ist, um ihn in bibliophiler Gestaltung und wunderbarer Übersetzung – in diesem Fall von Andrea Stumpf – auch einer deutschen Leserschaft zugänglich zu machen.
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Es ist etwas passiert

Die 1975 geborene Sarah Moss ist dem Independent zufolge „zweifellos eine der besten britischen Autorinnen der Gegenwart“. In Deutschland ist sie noch weitgehend unbekannt, man könnte auch sagen: ein Geheimtipp. Gerade ist bei mare ihr vierter Roman erschienen, Gezeitenwechsel – ein Buch, das mir besonders am Herzen liegt, denn ich habe es ins Deutsche übersetzt. „Es ist etwas passiert“ weiterlesen

Fremde Genüsse

In Bittere Orangen, dem neuen Roman von Claire Fuller, deren Eine englische Ehe mich im letzten Jahr begeistert hat, ist nichts, wie es scheint. Die Ich-Erzählerin Frances liegt in einer zunächst nicht näher bezeichneten Einrichtung auf dem Sterbebett, neben ihr sitzt ein Pastor, der sie dazu bringen will zu beichten. Allein um ihren Seelenfrieden scheint es ihm dabei nicht zu gehen, in seinen Fragen schwingen auch kriminologische Neugier und Sensationslust mit.

Der Pastor fragt mich, was ich bereue und ob ich ein ruhiges Gewissen habe, und dann flüstert er: „Erzählen Sie, was wirklich geschehen ist.“

Es muss etwas Schlimmes passiert sein in der Vergangenheit. Aber von Anfang an ist klar, dass Frances nicht einfach erzählen wird, was sie weiß. Sie spielt ein Spiel mit dem Pastor, so wie Claire Fuller mit uns.

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