Wut und Sorge, Liebe und Rivalität, Geborgenheit und Verwundbarkeit – die Beziehung von Geschwistern ist eine besonders enge und besonders ambivalente. Davon erzählen drei Bücher, die gerade auf deutsch erschienen sind, alle in kleinen, konzernunabhängigen Verlagen: Mona Høvrings neuer Roman Weil Venus bei meiner Geburt ein Alpenveilchen streifte, die Erzählungen von Line Madsen Simenstad (ihr literarisches Debüt), sowie der Roman Eine moderne Familie von Helga Flatland, bereits ihr fünfter, jedoch der erste, der ins Deutsche übersetzt wurde. Alle Autorinnen stammen aus Norwegen, dem diesjährigen Gastland der Frankfurter Buchmesse. „„Diese verfluchte Mischung aus Wut und Sorge““ weiterlesen
Ein stilles, tiefes Wasser
Als ich neun Jahre alt war, lernte ich schwimmen. Meine Mutter brachte es mir im Traum bei, da war sie schon tot.
Der erste Satz dieses feinen Debütromans von Mona Høvring nimmt einen bei der Hand, als führe er auf vertrautes Terrain, aber schon mit dem zweiten steht man am Abgrund. Laura war sechs, als ihre Mutter ins Wasser ging, seitdem leben in dem Häuschen an der norwegischen Küste nur noch ihr älterer Bruder, der in sich gekehrte Vater und sie. In dem Traum ist Laura, als glitte sie in ein anderes Dasein hinein. „Ein stilles, tiefes Wasser“ weiterlesen