Dem Vergessen entrissen: Gabriele Reuter – der weibliche Fontane?

Im Herbst 1895 erschienen zwei Romane, deren Protagonistinnen letztlich an der Unmenschlichkeit der gesellschaftlichen Verhältnisse zugrundegehen. Die eine ist in ihrer arrangierten Ehe einsam und unglücklich und beginnt eine Affäre. Als diese Jahre später bekannt wird, fordert ihr wesentlich älterer Ehemann den ehemaligen Liebhaber zum Duell und lässt sich scheiden. Auch von ihren Eltern wird die junge Frau verstoßen. Erst lange darauf – sie ist inzwischen todkrank – nehmen sie sie wieder auf. Die andere, ebenfalls eine höhere Tochter im Wilhelminischen Deutschland, versucht sich auf der ihr vorgezeichneten Lebensbahn – Jungfrau, Gattin und Mutter – zurechtzufinden. Sie hat zutiefst verinnerlicht, was von ihr erwartet wird, und will alles richtig machen; die Steine, die ihr in den Weg gelegt werden, machen es ihr jedoch zunehmend unmöglich, auf diesem erwünschten Weg zu bleiben. Sie wird immer unglücklicher mit den wenigen Möglichkeiten, die ihr als Frau zu dieser Zeit im Leben offenstehen. Auch sie fällt schließlich durch das Raster des gesellschaftlich Akzeptierten und endet krank und allein. 

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