Schätzungen zufolge leiden weltweit circa 350 Millionen Menschen unter einer Depression, einer Krankheit mit vielschichtigen Ursachen. Obwohl sie so verbreitet ist, wird sie oft zu spät erkannt und ist immer noch stigmatisiert. Ein „Burnout“ ist gesellschaftsfähiger als eine „Depression“, die viele mit persönlichem Versagen verbinden.
Die Fachjournalistin und Referentin Heide Fuhljahn hat ein Buch geschrieben, in dem sie das Phänomen genauer unter die Lupe nimmt. Warum sind ungefähr doppelt so viele Frauen wie Männer betroffen, was sind die Ursachen der Krankheit, wie hängen Vorbelastungen und Auslöser zusammen, warum hat sich die Zahl der verordneten Antidepressiva zwischen 2000 und 2013 fast verdreifacht, was für unterschiedliche Therapiemethoden gibt es, wie funktionieren sie, wie wirken Antidepressiva und andere Medikamente und welche Nebenwirkungen haben sie?
In einer sehr lesbaren, sehr informativen Mischung aus ihrer eigenen Geschichte, Gesprächen mit Expert*innen sowie Checklisten und Übersichten nähert sich Heide Fuhljahn dem Phänomen in diesem Buch, das ich allen ans Herz legen möchte, die besser verstehen wollen, die unsicher sind, ob sie betroffen sind oder nicht wissen, was sie tun können. Aber - genau so wichtig - auch allen Freund*innen und Angehörigen von Betroffenen, denn dass die verstehen, womit sie es zu tun haben, ist genau so wichtig. Es ist eine der drei häufigsten Volkskrankheiten weltweit, und eine der am meisten unterschätzten dazu, wie das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Website schreibt, und sie nimmt zu. Sich damit besser auszukennen, nicht zur Stigmatisierung beizutragen, zu verstehen, wie entscheidend Selbstfürsorge ist, wie fatal Selbstdisziplin sein kann, kann Leben retten, und Freundschaften und Beziehungen sowieso.
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Das sind sie, meine zehn liebsten Bücher aus einem tollen Lesejahr. Die Entscheidung fiel am Ende gar nicht so schwer, denn diese zehn sind alle so einzigartig und unvergesslich, dass nach ihnen lange nichts kommt. Dass so viele Klassikerinnen dabei sind, bestärkt mich darin, auch im nächsten Jahr weiter meine Lücken zu schließen, und weniger den Neuerscheinungen hinterherzuhecheln. Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin viel zu gespannt auf Neues von meinen Lieblingsautorinnen und natürlich auch auf neue Autorinnen, werde aber im nächsten Jahr ein bisschen andere Prioritäten setzen: mehr über den Tellerrand gucken, Autorinnen aus Ländern entdecken, die ich bisher nicht so auf dem Schirm hatte, diverser lesen.
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Fünfzehn Jahre nach dem Tod von Françoise Sagan fand sich in ihrem offenbar reichlich chaotischen Nachlass dieser unvollendete Roman, der jetzt (in Frankreich begleitet von größtem Medienspektakel) erschien. Leider hält er nicht, was dieses Spektakel verspricht, und kann so gar nicht mithalten mit Sagans Frühwerk. Was mir bei „Die dunklen Winkel des Herzens“ fehlt? Ich denke, es ist die Feinheit und Verletzlichkeit, die die Figuren in den ersten Romanen auszeichnet, insbesondere in #bonjourtristesse und #eingewisseslächeln. In diesem Spätwerk haben wir es im Grunde mit Karikaturen zu tun, mit seelisch abgeklärten bis verrohten Figuren, für deren Innenleben und Verhalten ich im Laufe der Lektüre einfach kein Interesse aufbringen konnte. Auch eine Art der Gesellschaftskritik, natürlich, letztlich aber irgendwie leer. Was mich außerdem gestört hat: wie wenig man über die Edierung und die Vorgehensweise erfährt. Das wüsste man bei einem solchen Fund doch gern genauer. Sich da derart bedeckt zu halten - und das trifft natürlich den Herausgeber und den französischen Verlag, nicht den deutschen - macht misstrauisch. Mein Fazit: Lest Sagans Frühwerk, dieses Buch könnt Ihr getrost auslassen.
Übersetzt von Waltraud Schwarze und Amelie Thoma, erschienen bei @ullsteinbuchverlage.
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2019 war ein so großartiges Lesejahr, dank toller Neu- und Wiederentdeckungen der Verlage, dank des Gastlandes Norwegen der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, aber vor allem dank eurer Besprechungen und Tipps! Und es war auch ein überraschendes, beglückendes Jahr für mich als Bloggerin. Im Januar habe ich zum ersten Mal etwas anderes gepostet als eine Rezension, nämlich den Artikel „Etwas ist faul im deutschen Feuilleton“, und seitdem wurde es immer politischer im Jahr von #dichterdran, von #InsertFemaleArtist und schließlich von #autorinnenschuber. Dann bin ich Teil des neuen Teams des Gemeinschaftsblogs @wereadindie geworden, und mittendrin gab es für Nacht und Tag den Buchblog Award, worüber ich mich immer noch jeden Tag freue. Und am Ende dieses Jahres stehen zwei Ideen, bei denen ich selbst gespannt bin, was wohl draus wird. Beide haben mit Autorinnen zu tun :) Danke euch allen fürs Folgen und Liken und Kommentieren und Fragen und Inspirieren und Diskutieren - ich hab es in diesem Jahr ja bei jeder sich bietenden Gelegenheit gesagt: Die Book-Community auf Instagram ist für mich eine total unerwartete, riesige Bereicherung! Und zum Wochenende gibt es dann wirklich meine zehn Highlights dieses Lesejahres. Ich muss mich nur noch entscheiden und einen hellen Moment zum Fotografieren erwischen... .
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Einmal gestapelt: Ungefähr die Hälfte der Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe, die, die ich noch nicht vergessen hab, die mir auch Monate später noch etwas sagen und bedeuten. Meine #toptenbücher2019, die allerwichtigsten, besondersten, unvergesslichsten, dann in den nächsten Tagen, sobald ich mich entscheiden konnte... .
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Mein Dezember geht los mit Weltliteratur großer Autorinnen, die in Deutschland dank neuer Ausgaben (wieder)entdeckt werden kann. Ein Riesenvergnügen ist George Eliots Middlemarch, wunderbar neu übersetzt von Melanie Walz, so ein unterhaltsames, kluges Buch einer ungeheur spannenden Frau. Den im Nachlass aufgetauchten, unvollendet gebliebenen und ebenfalls gerade erschienenen Roman „Die dunklen Winkel des Herzens“ von Françoise Sagan, deutsch von Waltraud Schwarze und Amelie Thoma, bekomme ich vielleicht heute abend schon durch - dazu gibt es also schon sehr bald einen genaueren Eindruck. Und gerade erst angefangen habe ich mit den gesammelten Erzählungen der großen Modernistin Clarice Lispector, unter dem Titel „Tagtraum und Trunkenheit einer jungen Frau“ gerade bei Penguin erschienen, aus dem brasilianischen Portugiesisch von Luis Ruby - sehr introspektiv, auch surreal, auf eine gute Weise verwirrend. Ich bin sehr gespannt, werde die Erzählungen nun sicher über einen längeren Zeitraum nebenher lesen.
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Das waren meine #novemberbücher. Nach #herbst, dem ersten Roman aus der Jahreszeiten-Tetralogie von #alismith (mehr siehe eigener post), musste ich gleich das nächste lesen, und auch #luciaberlin ist doppelt vertreten, siehe post von gestern. Highlights waren #diemansarde von #marlenhaushofer und #annemariedieschönheit von #yasminareza (eigener post). Sehr kurzweilig war zwischen ziemlich viel hartem Tobak (Atwood!) #nickhornby. Und #brittaboerdner hab ich gern gelesen, Spuren hinterlassen hat es aber nicht. Großes Lesevergnügen, das in diesem Monat gestartet hat und mich noch ein Weilchen begleiten wird: #middlemarch von #georgeeliot.
Diese beiden Bücher der 2004 verstorbenen amerikanischen Autorin Lucia Berlin habe ich über die letzten Wochen parallel gelesen – das eine ein Band mit Erinnerungen, Fotos und Briefen, das andere sind Short Stories, beide übersetzt von Antje Ravic Strubel. Beide Bücher erzählen – manchmal wortgleich, manchmal fiktionalisiert – von zahllosen Umzügen zwischen Alaska und Südamerika, von immer wieder neuen Häusern und Umgebungen, von einem rastlosen Leben, reich an Erfahrungen, die Lucia Berlin, mal als alleinerziehende Mutter, mal als Ehefrau eines gutsituierten Ehemannes in unterschiedlichsten Milieus sammelte. Immer wieder begegnet man Armut, dysfunktionalen Beziehungen, Alkohol- und Drogensucht, immer sind da jedoch auch: die Sonne, das Meer, Kinder, Aufbruch. Es ist ein Lebensgefühl zwischen Freiheit und Einschränkung, Rausch und Elend, was am deutlichsten wird in der Heroinabhängigkeit von Berlins drittem Ehemann – und in ihrer eigenen Alkoholsucht.
Die Erinnerungen wie die Stories sind intensive Texte, in Ton und Atmosphäre unverwechselbar, einige Szenen haben sich mir tief eingeprägt. Besonders interessant fand ich es, wenn Lucia Berlin das Schreiben selbst thematisierte, das für sie von zentraler Bedeutung war. Sie hielt sich für eine gute Schriftstellerin, aber natürlich zweifelte sie auch, und es wird sehr deutlich, was ihrem Schreiben im Weg stand, von den vier Söhnen bis zum Literaturbetrieb, in dem sie nie ankam, der sie erst nach ihrem Tod als Meisterin der Short Story entdeckte. Wer sich mit Lucia Berlin bekannt machen möchte, für den sind diese beiden im @kampaverlag erschienenen Bände sicher ein guter Einstieg, hinweisen möchte ich aber auch auf den Lucia-Berlin-Klassiker „A Manual for Cleaning Women“, die Auswahl von Stories, die auf deutsch (wiederum in einer Auswahl) unter dem Titel „Was ich sonst noch verpasst habe“ im @arche_verlag (im Taschenbuch bei @dtv_verlag) erschien.
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